Hedy Gudegast

14.03.2017

Hedy Gudegast, Jahrgang 1942, ist eine examinierte Krankenschwester, die später ein Kurheim der gesetzlichen Rentenversicherung in Schleswig- Holstein leitete, bis dieses im Rahmen der Gesundheitsreform Anfang der 90er Jahre geschlossen wurde. Seitdem engagiert sich Hedy Gudegast im sozialen Bereich. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Seit 1985 ist sie für die ÖTV, die später in ver.di aufging, auf Kreis-, Bezirks- und Bundesebene aktiv. Besonders frauenpolitische Themen treiben Hedy Gudegast an: sie ist seit 1992 ehrenamtliche Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Malente und Mitglied im Bundesfrauenausschuss von ver.di. Als Versichertenälteste der Deutschen Rentenversicherung Nord (DRV) berät sie Menschen im Kreis Plön in Angelegenheiten rund und die Rente.

Was diese wichtige ehrenamtliche Arbeit in der sozialen Selbstverwaltung ausmacht, davon hat sie uns hier berichtet.

 

Selbstverwaltung was ist das?

Die Selbstverwaltung vertritt in der Sozialversicherung die Interessen der Versicherten und der Rentner*innen, vergleichbar mit einem Parlament, das die Interessen der Bürger und Bürgerinnen vertritt. Die Selbstverwaltung wird alle 6 Jahre neu gewählt. Sie ist ein Gremium aus Vertreter*innen der Versicherten/Rentner*innen und der Arbeitgeber*innen. Durch die Selbstverwaltung fließt die Erfahrung der Versicherten in der Arbeit der Sozialversicherungsträger mitgestaltend ein.

Gewerkschafter*innen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?

Gewerkschafter*innen bringen durch ihre Arbeit in Betrieb oder Verwaltung das nötige Wissen mit, um die Interessen der Versicherten bei Entscheidungen in den Gremien der Sozialversicherungen auch wirklich durchzusetzen.

 

ver.di sagt: Gewerkschaftsvertreter*innen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?

Weil Gewerkschafter*innen sich mit den ständig ändernden Bedingungen in der Arbeitswelt auseinandersetzen müssen, kennen sie die Wünsche und Nöte der Versicherten. Gewerkschafter*innen tragen als unabhängige Gestaltungsmacht maßgeblich zum Aufbau und Erhalt des sozialen Friedens bei. Und da wir alle in die Sozialversicherungen einzahlen, müssen unsere Bedürfnisse und Forderungen genauso Gehör finden, wie die der Arbeitgeber

Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?

Wer Grundsätzliches über die Selbstverwaltung erfahren möchte, findet alles im Internet. Auch das von der DRV Bund herausgegebene Buch „Unsere Sozialversicherung“ ist sehr informativ und kann ganz leicht und kostenlos bezogen werden. Die Versichertenberater*innen in ihrer Nähe sind ebenfalls im Internet aufgeführt, und über die Website der Deutschen Rentenversicherung leicht zu finden.

ver.di hat in den letzten Monaten mehrere Cartoon-Filme zur Selbstverwaltung und zur Sozialwahl gemacht, die auf verdi.tv und auf der Seite www.arbeitsmarkt-und-sozialpolitik.verdi.de zu finden sind. Welches Bild in unseren Clips mit Viola, der Versichertenältesten, gefällt Dir am besten?

Die Filme gefallen mir alle gut. Sie veranschaulichen kurz und treffend die Aufgaben in der Selbstverwaltung. Viola, die Protagonistin, ist mir allein deshalb schon sympathisch, weil wir beide uns ja den Job der Versichertenältesten teilen. Über den Clip „Pauls gebrochenes Bein“ habe ich von sozialversicherung-watch (www.sozialversicherung.watch) gehört, eine gute Idee von ver.di, um mehr Transparenz und eine bessere Erreichbarkeit der Versichertenvertreter- und vertreterinnen zu gewährleisten.Über die Antworten der Selbstverwalter*innen erfährt man fast nebenbei von den praktischen und ganz unterschiedlichen Aufgaben in den unterschiedlichen Bereichen und Gremien. Das ist wirklich interessant!

 

Du bist in der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung Bund als Versichertenberaterin aktiv. Was war in dieser Aufgabe die spannendste Erfahrung? 

Seit 1997 bin ich Versichertenberaterin der DRV Bund für den Kreis Plön. In einem ländlich strukturierten Kreis ergeben sich für die Versicherten umfangreiche Probleme. Durch die schlechte Verkehrsanbindung sind Ämter und Institutionen nur schwer erreichbar. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen, für die es nicht selbstverständlich ist, einen Führerschein zu haben, aber auch Menschen mit Behinderungen. Für diese Versicherten biete ich auch Hausbesuche an, was dankbar angenommen wird.

Viele Versicherte kommen mit der Frage, muss ich oder soll ich schon in Rente gehen, bei diesen hohen Abzügen und dem geringen Rentenbetrag? Ich kann ihnen diese Entscheidung natürlich nicht abnehmen. Durch meine gewerkschaftlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten kenne ich mich aber in der Sozialgesetzgebung gut aus. So kann ich die Versicherten auf Sozialleistungen anderer Leistungsträger hinweisen, die ihnen eventuell zustehen. Das ist für eine Entscheidungsfindung oft hilfreich.

Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den nächsten Tag der Selbstverwaltung?

Keine weitere Absenkung des Rentenniveaus und eine paritätische Finanzierung der Krankenversicherung auch bei Zusatzbeiträgen.

[14.3.2017]