Rolf Sicker

13.09.2016

Rolf Sicker, Jahrgang 1956, hat 40 Jahre als Sozialarbeiter in der Psychiatrie gearbeitet. Er war 12 Jahre Personalratsvorsitzender in der LWL Klinik Paderborn und ist nun seit 8 Jahren freigestelltes Mitglied im Gesamtpersonalrat des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Dort ist er für 4.500 Beschäftigte zuständig. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 17 Museen und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Der LWL erfüllt damit jene Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit einheitlich wahrgenommen werden. Ebenso wie sein Arbeitgeber engagiert sich Rolf Sicker für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. In ver.di ist er stellvertretender Vorsitzender der Landesfachgruppe Psychiatrie und Vorsitzender der Landesfachgruppe Behindertenhilfe NRW. Außerdem ist Rolf Sicker in verschiedenen gewerkschaftlichen Arbeitskreisen aktiv. Seine haupt- und ehrenamtliche Arbeit steht im engen Zusammenhang mit seinem Engagement in der sozialen Selbstverwaltung, in der Rolf Sicker seit nunmehr 15 Jahren im Kassenausschuss der KVW und in der Unfallkasse NRW mitarbeitet.

„Ich interessiere mich seit meinem Studium für die Sozialversicherungen und deren Stellung in Deutschland, engagiere mich politisch für die Bürgerversicherung und für das Recht auf eine auskömmliche Rente“, hat uns Rolf Sicker im Gespräch berichtet.

 

Selbstverwaltung was ist das?

Die Möglichkeit, die Interessen der Mitglieder/Beitragszahler zu vertreten!
Es geht einerseits darum mögliche Einschnitte zu verhindern, andererseits haben wir die Chance Positives (zum Beispiel Präventionsleistungen- und Angebote) auszubauen.

Gewerkschafter*innen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?

Es geht darum, aufzupassen, dass die Leistungen nicht verwässert werden. Oft mussten und müssen wir gegen die wiederholt im Raum stehende Selbstbeteiligung kämpfen; wir wirken konkret am positiven Image der Unfallkasse mit und heben die Bedeutung der Zusatzversorgung hervor, um eine kleine Auswahl unserer Aufgaben zu geben.

ver.di sagt: Gewerkschaftsvertreter*innen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?

Nur durch Gewerkschafter*innen in den Gremien der Selbstverwaltung können die Angebote, zum Beispiel in der Unfallversicherung, stabilisiert und für jeden zugänglich gehalten werden. ver.di stellt sich, neben dem Kerngeschäft der Tarifpolitik, mit aller Kraft gegen den Abbau von Sozialleistungen, setzt sich für mehr Prävention und den leichten („barrierefreien“) Zugang zu Leistungen der Sozialversicherungen ein.

 

Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?

Ich stelle meine Arbeit in den Gremien der Selbstverwaltung gern auf Mitarbeiterversammlungen vor. Außerdem beteilige ich mich aktiv an politischen Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und ähnlichem mehr. Ich stelle immer wieder fest: Wenn man in solchen Kontexten anfängt, über die Selbstverwaltung zu sprechen, wird manchem Zuhörer und Diskussionsteilnehmer erst richtig klar, welche Bedeutung der Sozialpartnermitverantwortung in der Sozialversicherung zukommt.

ver.di hat einen kleinen Cartoon-Film gemacht, um über die Aufgaben in der Sozialversicherung zu informieren. Welches Bild in unserem Viola-Clip gefällt Dir am besten?

Der Film hat mir insgesamt gut gefallen. Er versucht, die Werte und den Wert der sozialen Selbstverwaltung zu verdeutlichen. Er gefällt mir von Anfang bis Ende, weil er die verschiedenen Aspekte, Aufgaben und politischen Implikationen der sozialen Selbstverwaltung zeigt.

Du bist in der Selbstverwaltung der Unfallkasse NRW im Finanzausschuss aktiv. Was war in diesen Aufgaben die spannendste Erfahrung?

Ich bin im Finanzausschuss der Unfallkasse NRW und im Kassenausschuss der Zusatzversorgungskasse KVW für ver.di aktiv. Besonders im Bereich der Zusatzversorgung treffen wir auf Arbeitgeber, deren Ziel die Einschränkung von Leistungen und die finanzielle Selbstbeteiligung der Versicherten ist. Hier versuchen wir als ver.di-Selbstverwalter alles, um diese Entwicklung zu verhindern. Wir tauschen unsere Erkenntnisse und Erfahrungen mit unseren hauptamtlichen ver.di-Kolleginnen und Kollegen aus – auch über tarifpolitische Fragen. Die Finanzen der Sozialversicherungen spiegeln ja beides wider – den Gestaltungsraum für die Leistungen für die Versicherten und den Finanzierungsspielraum für die Tariflöhne der Beschäftigten der Sozialversicherungen. Ich persönlich finde den Bereich Finanzen daher nicht nur sehr wichtig, sondern auch wirklich sehr spannend, merke aber, dass viele Kollegen*innen das nicht gerade als attraktives Betätigungsfeld empfinden. Umso wichtiger, dass dieser Bereich mit guten und interessierten ehrenamtlichen Selbstverwalter*innen „bestückt“ bleibt.

Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den nächsten Tag der Selbstverwaltung?

Ich würde mich freuen, wenn man auch mal auf die Selbstverwaltung in den Zusatzversorgungskassen eingehen würde. Wenn es so weit ist, steuere ich auch ein Motto bei!

[10.9.2016]