Heinz Georg von Wensiersky, Jahrgang 1951, ist gelernter technischer Zeichner für Maschinenbau. Nach einer Weiterbildung zum Maschinenbau-Techniker arbeitete er bundesweit als Konstrukteur im Anlagenbau. Nach dem Konkurs seines Arbeitgebers und einer weiteren Qualifizierung zum technischen Betriebswirt beriet er freiberuflich mittelständische Unternehmen. Sein Lebenslauf war immer wieder von Perioden der Erwerbslosigkeit unterbrochen und von Neuanfängen geprägt. Diese Erfahrungen beeinflussten sein politisches und ehrenamtliches Engagement nachdrücklich. Heinz Georg von Wensiersky ist seit 1980 Gewerkschaftsmitglied und auf vielen Ebenen der ver.di für die Personengruppe der Erwerbslosen aktiv – im Bezirk Weser-Ems, im Landeserwerbslosenausschuss des Landesbezirks Niedersachsen/Bremen und im Bundeserwerbslosenausschuss. Neben seiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht in Osnabrück und im Arbeitsgericht Lingen können sich die Menschen im Landkreis der Grafschaft Bentheim freuen, Heinz von Wensiersky als Versichertenberater der Deutschen Rentenversicherung an ihrer Seite zu wissen. Über die von ihm gegründete Hartz-IV Sprechstunde und seine eigenen Erfahrungen mit der Agentur für Arbeit ist er zur Beratung in Sozialversicherungsfragen gekommen. Der Schritt zum ehrenamtlichen Versichertenberater war dann nicht mehr weit, denn bei der Beratung älterer Erwerbsloser spielten immer schon Rentenfragen eine große Rolle.
Was Heinz von Wensiersky in seiner Arbeit als ehrenamtlicher Selbstverwalter in der Deutschen Rentenversicherung antreibt, davon hat er uns im Gespräch berichtet.
Selbstverwaltung was ist das?
Die mitverantwortliche Beteiligung der Arbeitnehmer an der Sozialversicherung für Rentner, Erwerbslose und Kranke. Die Mitentscheidung über die inhaltliche und finanzielle Ausgestaltung der Versicherungsleistungen.
Gewerkschafter*innen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?
Durch ihr Mitwirken in den einzelnen Ausschüssen und Mitgliederversammlungen der sozialen Selbstverwaltung können die Gewerkschafter*innen die Interessen ihrer Kolleg*innen direkt in den einzelnen Zweigen der Selbstverwaltung vortragen und umsetzen.
ver.di sagt: Gewerkschaftsvertreter*innen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?
Die Gewerkschaftsvertreter*innen können aufgrund ihrer Einblicke in die Verwaltungsstruktur der Sozialversicherungsträger und der Kenntnisse über die gesetzlichen Vorgaben den Versicherten im konkreten Fall „persönlich Wege“ aufzeigen, die der Versicherte von außen nicht erkennen kann.
Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?
Allgemein ist über die Arbeit der Selbstverwalter*innen in den Publikationen von ver.di Vieles zu lesen, zum Beispiel in der Rubrik „Selbstverwalterinnen im Porträt“, in der ja auch dieses Gespräch mit mir veröffentlicht wird. Im Speziellen informiert die Homepage der DRV Bund über die Selbstverwalterarbeit in der Rentenversicherung und vor Ort findet man über Veröffentlichungen in der ver.di-Ortsvereinsbroschüre oder über die Homepage des Landkreises immer wieder Informationen über unsere Arbeit als Versichertenberater. Aber auch Tageszeitungen weisen auf die Arbeit der Versichertenberater hin und veröffentlichen unsere Sprechstundenzeiten.
ver.di hat einen kleinen Cartoon-Film gemacht, um über die Aufgaben in der Sozialversicherung zu informieren. Welches Bild in unserem Viola-Clip gefällt Dir am besten?
In meinen Augen zeigt der Cartoon gut, dass es aufgrund der paritätischen Struktur der Selbstverwaltung keine Entscheidungen gegen die Vertreter der Arbeitnehmer geben kann – in der Szene mit der Wippe wird das nachdrücklich anschaulich gemacht. Und: Dass sich die gewerkschaftlichen Selbstverwalter*innen für die Weiterentwicklung der sozialen Sicherungssysteme mit Herzblut und Erfolg einsetzen, das zeigt der ganze Clip sehr schön.
Du bist in der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung Bund als Versichertenvertreter aktiv. Was war in dieser Aufgabe die spannendste Erfahrung?
Jeder einzelne Beratungstag ist spannend. Ich weiß nie, auf welches Arbeitnehmerschicksal ich treffe. Ob Lücken im Versicherungsverlauf vorhanden sind, die man noch füllen kann. Oder ob ein Rehabilitationsantrag durch das Einlegen eines Widerspruchs doch noch ins Positive gekehrt werden kann. Manchmal hilft auch schon eine einfache Erklärung, wie es zu dem Versicherungsverlauf, der vor einem liegt, gekommen ist. Gut und befriedigend sind Beratungstage, an denen man einem Versicherten seinen Rentenbeginn ohne Abzüge mit einem auskömmlichen Rentenbetrag erklären kann.
Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den Tag der Selbstverwaltung 2016?
Soziale Sicherungssysteme für Arbeitnehmer ab dem ersten Euro unter Einbeziehung von Solo-Selbstständigen in der Arbeitswelt 4.0. Kurz: Soziale Sicherung für alle!
[9.5.2016]