Dieter Dannenberg

26.04.2016

Dieter Dannenberg, Jahrgang 1948, hat nach seiner Ausbildung als Technischer Zeichner und einem Maschinenbaustudium lange Zeit für die Deutsche Babcock gearbeitet. Vor die Entscheidung gestellt, entweder die Öl- und Gasfeuerungsanlagen in Kuwait zu betreuen oder hauptamtlich für die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) zu arbeiten, nahm Dannenberg Ende der 70er Jahre das Angebot der Gewerkschaft an. Er stieg direkt mit einem Stahlstreik in NRW ein und wusste sofort: Das war die richtige Entscheidung. Lange Zeit war er im Bezirk Duisburg-Oberhausen als Bezirksleiter und auch im Rechtsschutz tätig. Er wechselte dann in die Landesverbandsleitung nach Hessen. So wie er dort den Kolleginnen und Kollegen damals die Angst vor den PCs nehmen konnte, berät und beruhigt er heute, im Ruhestand, viele Ratsuchende auf der Basis seiner gewerkschaftlichen Erfahrung. Nach der ver.di-Gründung wechselte er als Bezirksgeschäftsführer zurück nach NRW. Hier war er ab 2005 dann unter anderem im Fachbereich Telekommunikation und Informationstechnologie aktiv. Heute ist Dieter Dannenberg „Vertrauensmann“ im Lohnsteuerservice und Versichertenberater für die Deutschen Rentenversicherung Bund für Oberhausen, der Wiege der Ruhrindustrie. Sein Engagement in der Sozialen Selbstverwaltung, das auch die Beratung von Versicherten der DRV Rheinland und der Knappschaft Bahn See einschließt, empfindet Dieter Dannenberg zwar als Arbeit, sein Terminkalender hat kaum Lücken, aber sie ist für ihn eine erfüllende und andere Menschen glücklich machende Aufgabe, die er nicht missen will.

 

 

Selbstverwaltung was ist das?

Die paritätische Beteiligung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Selbstverwaltung des jeweiligen Sozialversicherungsträgers und das daraus resultierende Mitbestimmungsrecht der Beitragszahlenden.

Gewerkschafter*innen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?

Auch im Kleinen nehme ich mit meiner beratenden Funktion als Versichertenältester – wenn auch indirekt – Einfluss auf die Politik aus Arbeitnehmersicht. Denn die Interessenvertretung der einzelnen Versicherten, der Umgang mit ihrer individuellen Ausgangslage und die bestmögliche Durchsetzung ihrer Rechte sind hier konkret gestaltbar. Die Sozialgesetzgebung ist ein Dschungel, in den wir Schneisen schlagen.

ver.di sagt: Gewerkschaftsvertreter*innen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?

Interessenvertretung der Versicherten in der Selbstverwaltung hat in meinem Fall konkret viel mit meinen Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit zu tun: Meine 35-jährige hauptamtliche Tätigkeit in der Gewerkschaft und die tägliche Nähe zu sozialpolitischen Themen war die ideale Vorbereitung auf die Tätigkeit als Versichertenberater. Meine “große Klappe” und das Wissen, das ich mir mit den Jahren angeeignet hatte, sind gute Voraussetzungen für meine Arbeit als Versichertenberater. Auch durch die Schulungen von ver.di (neben denen der DRV Bund) bleibe ich auf dem neuesten Stand, denn gerade rund um das Thema Rente gibt es oft Neuerungen und Gesetzesänderungen, die ich in meiner beratenden Funktion kennen muss. Rentenanträge werden bei mir nicht nach dem Schema F „durchgezogen”, die Interessen der Versicherten wirklich durchzusetzen, liegt mir sehr am Herzen. Diese sind von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Genau diese spontane und umfängliche Beratertätigkeit habe ich in meiner gewerkschaftlichen Arbeit von der Pieke auf gelernt.

 

Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?

Mund-zu-Mund-Propaganda ist entscheidend! Das Wichtigste ist für mich der direkte Eindruck, den die Versicherten von meiner Arbeit haben; denn wenn dieser positiv ist, erzählen sie wiederum ihren Freunden und ihrer Verwandtschaft von unserer Arbeit.
 Die Publikation der Tätigkeit übers Internet ist ein weiterer Baustein zur Verbreitung unseres Angebots, etwa über den ver.di-Bezirk Mülheim-Oberhausen (https://muelheim-oberhausen.verdi.de/service/++co++21393bea-348a-11e2-9ac1-52540059119e). Aber auch die schreibenden Medien tragen erheblich dazu bei.

ver.di hat einen kleinen Cartoon-Film gemacht, um über die Aufgaben in der Sozialversicherung zu informieren. Welches Bild in unserem Viola-Clip gefällt Dir am besten?

Die Szene, in der die Selbstverwaltung als FC Sozialversicherung und die Beitragszahler als Vereinsmitglieder mit Mitbestimmungsrechten dargestellt werden, ist meine Lieblingspassage. Denn gute Soziale Selbstverwaltung ist der Inbegriff für Teamarbeit und Verlässlichkeit.

Du bist als Versichertenberater der DRV Bund aktiv. Was war die spannendste Erfahrung in dieser Aufgabe?

Zuletzt auch die Erfahrung, dass durch die DRV Rheinland und die Knappschaft Bahn See weitere Versicherte an mich verwiesen wurden. Spannend sind dabei unzweifelhaft Beratungen in Großbetrieben von Industrie und Handel, die ich auch anbiete. Aber jede einzelne Beratung ­– in den Betrieben, bei den Versicherten zu Hause oder in meinem Büro – ist eine Herausforderung. Jedes Problem ist anders. Ob ich die Voraussetzungen für eine Erwerbsminderungsrente kläre, eine Rentenauskunft anfordere oder Kopien beglaubige, nach erfolgreicher Arbeit ist der Dank der Versicherten der Lohn. Wenn die Versicherten glücklich und zufrieden sind, nein, manchmal sogar vor Glück auf dem Tisch tanzen könnten, weil ich etwa die Verwirrung bezüglich der Mütterrente auflösen konnte, weiß ich, dass ich das Richtige mache.

Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den Tag der Selbstverwaltung 2016?

Tag der Selbstverwaltung: Im Trainingslager des FC Sozialversicherung

[6.5.2016]