Gabriele Platscher, Jahrgang 1957, engagierte sich schon gegen Ende ihrer Ausbildung bei der Deutschen Bank in der Jugendvertretung. Damals hatte das für sie zuerst nichts mit einer Gewerkschaftsmitgliedschaft zu tun. Eher zögernd wurde sie 1977 Mitglied der Deutschen Angestellten Gewerkschaft – mit der sie gemeinsam 2001 zu ver.di wurde. Inzwischen ist Gabriele Platscher Vollblut-Gewerkschafterin. Als Mitglied im Gewerkschaftsrat der ver.di trägt sie Mitverantwortung für alle wichtigen Entscheidungen zwischen den Kongressen. Nach ihrer Wahl in den Betriebsrat war Gabriele Platscher jahrelang Vorsitzende und 25 Jahre Mitglied im Gesamtbetriebsrat der Deutschen Bank. Heute ist sie Vorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrats Braunschweig/Hildesheim und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Das Ehrenamt in der Selbstverwaltung der Unfallversicherung ist für Gabriele Platscher seit Ende der 1990er Jahre ein wichtiger Bestandteil ihres gewerkschaftlichen Engagements. Natürlich musste sie sich in die Selbstverwalter-Aufgaben zuerst einarbeiten: Im Personalausschuss und Vorstand „ihrer“ Unfallversicherung – der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft – kamen ihr langjährige berufliche und Betriebsrats-Erfahrungen aber zugute.
Gabriele Platscher hat unseren Fragebogen beantwortet und uns im Gespräch von ihrer Arbeit in der Selbstverwaltung in den verschiedenen Gremien der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) berichtet:
Selbstverwaltung was ist das? Deine Antwort in 140 Zeichen.
Fragen aus dem alltäglichen Arbeitsleben können wir über die Selbstverwaltung in die gesetzliche Unfallversicherung einbringen und die Antworten zurückspielen.
GewerkschafterInnen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?
Wir Selbstverwalterinnen können viele Dinge, die die Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsleben beschäftigen, weitergeben und Lösungen mitgestalten. In den Unfallversicherungen geht es dabei vor allem um Fragen des Arbeitsschutzes, der Prävention und Rehabilitation. Das umfasst in meinem Bereich aktuell zum Beispiel die Vorgaben in Bezug auf die Arbeit mit Bargeld. Die Unfallverhütungsvorschrift „Kassen“ enthält dazu Vorgaben, die Sicherheitsrisiken minimieren sollen. Darüber hinaus geht es aber auch um Wegeunfälle, also Unfälle auf dem unmittelbaren Weg zur versicherten Tätigkeit.
Präventionsmaßnahmen wie die Aktion „Dein Rücken“ (http://www.deinruecken.de/dein_ruecken_kampagne/index.jsp) gestalten wir mit. Und natürlich beeinflussen wir auch die Rehabilitations-Maßnahmen, die einsetzen, nachdem ein Unfall passiert ist. Jede erdenkliche Hilfe soll den Beschäftigten gewährt werden, damit sie möglichst bald wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren können.
ver.di sagt: GewerkschaftsvertreterInnen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?
Durch unsere Kenntnis der praktischen Arbeit in den Betrieben, verknüpft mit der Erfahrung aus der gewerkschaftlichen Arbeit, spannen wir Gewerkschafterinnen in der Selbstverwaltung einen breiten Fächer an Fähigkeiten auf, den wir in die Entscheidungsfindung der Selbstverwaltung einbringen können.
Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?
Zu Betriebsversammlungen laden wir regelmäßig Vertreter der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft ein, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank direkt mit den zuständigen Personen der Berufsgenossenschaft ins Gespräch kommen können. Wir verteilen natürlich auch Broschüren, aber vor allem weisen wir immer wieder in Gesprächen auf die gesetzliche Unfallversicherung und ihre Leistungen und Möglichkeiten hin.
ver.di hat einen kleinen Cartoon-Film gemacht, um über die Aufgaben in der Sozialversicherung zu informieren. Welches Bild in unserem Viola-Clip gefällt Dir am besten?
Mir gefällt gleich zu Beginn “das Ausklopfen“, des verstaubten Begriffs „Selbstverwaltung“. Ich glaube, es ist ganz wichtig zu erklären, was die Selbstverwaltung macht und welche Vorteile für unsere Kolleginnen und Kollegen, die Versicherte sind, mit der Selbstverwaltung verbunden sind. Das transportiert der Clip ja ebenfalls sehr gut.
Du bist in der Selbstverwaltung der Unfallversicherung, in der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft aktiv. Seit wann hast Du diese Aufgabe und was war in dieser Zeit die spannendste Herausforderung?
Ich bin seit Mitte 1999 in der Selbstverwaltung. Zuerst in der Vertreterversammlung der VBG und Mitglied im Finanzausschuss. Nun bin ich schon in der zweiten Amtszeit im Vorstand und im Rehabilitationsausschuss. Seit der letzten Wahl bin ich auch noch im Personalausschuss und dort alternierende Vorsitzende. Sehr spannend fand ich die Gestaltung der Fusionen der Berufsgenossenschaften und das Zusammenwachsen der verschiedenen Kulturen. Denn zur VBG, die schon sehr breit aufgestellt war - als Genossenschaft für Banken und Versicherungen bis zu Religionsgemeinschaften und Sportvereinen - kamen noch die Berufsgenossenschaften Glas/Keramik und die der Straßen-, U-Bahnen und Eisenbahnen hinzu. Dieser Zusammenschluss brachte noch mal andere Herausforderungen mit sich. Neu hinzu kam innerhalb dieses Prozesses die Klinik Bad Reichenhall. Sie ist auf die Behandlung von Berufskrankheiten spezialisiert und liegt nun in der Verantwortung der VBG. Die Erweiterung des Aufgabenspektrums zeigt sich ganz konkret bei meiner Arbeit im Erledigungsausschuss, dem ich seit Anbeginn meiner Tätigkeit angehöre. Früher waren wir hier vorwiegend mit Ausnahmegenehmigungen für Banken oder Geldtransporte beschäftigt. Nun sind auch Bauten in Verbindung mit „Lastkränen“ und die entsprechenden Sicherheitsabstände von Belang.
Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den Tag der Selbstverwaltung 2016?
Die Arbeit der Selbstverwalter transparenter machen!
(Wobei ich es schwierig finde, dies theoretisch zu tun, anschaulicher wird unsere Arbeit anhand von Beispielen oder konkreten Fällen.)
[28.6.2016]