Hans Schnäpp

19.05.2015

Hans Schnäpp, Jahrgang 1952, ist als Versichertenberater „Spätberufener“ und in dieser Aufgabe Feuer und Flamme für die Aufgaben der Selbstverwaltung in der Deutschen Rentenversicherung. Eigentlich hatte er sich seine Altersteilzeit ein bisschen anders vorgestellt: endlich mehr Zeit für den Garten und die Hühner. Dass es anders gekommen ist, empfindet Hans Schnäpp als Glücksfall, denn seine Arbeit im Dienst der Versicherten ist für ihn mehr als befriedigend. Allein im letzten Quartal hat er 93 Rentenanträge geschrieben. Beratungstermine macht er, beinahe täglich, bei den Versicherten im Wohnzimmer. Die benötigten Unterlagen sind so schneller beisammen, das Vertrauensverhältnis direkter hergestellt. „So viel Dankbarkeit habe ich trotz meines politischen und ehrenamtlichen Engagements all die Jahre noch nie erlebt“, berichtet Hans Schnäpp. Er war bei den Kölner-Verkehrs-Betrieben nicht nur Oberverkehrsmeister, sondern auch seit 1997 Mitglied im Betriebsrat und zeitweise auch freigestellt. Gewerkschaftliche und politische Arbeit waren und sind für ihn wichtig: Seit vielen Jahren ist Hans Schnäpp in ver.di und in der Kommunalpolitik verantwortlich engagiert. Zum Ehrenamt in der Selbstverwaltung kam er laut eigener Aussage „wie die Jungfrau zum Kind“, sozialpolitische Kompetenz hatte er aber vor seiner Benennung schon vielfältig unter Beweis gestellt.

Von seiner spannenden Arbeit in der Selbstverwaltung der Rentenversicherung, die er mit Fingerspitzengefühl, unermüdlichem Einsatz und Freude betreibt, hat er uns im Gespräch berichtet. Wie viel ihm an der konkreten sozialpolitischen Arbeit, die seine Beratungstätigkeit für die Versicherten der Deutschen Rentenversicherung heute ausmacht, liegt, hört man auch aus der Beantwortung unseres Fragebogens heraus:

 

Selbstverwaltung was ist das? Deine Antwort in 140 Zeichen.

Die Vertretung der Versicherten durch Ehrenamtliche!
Den Versicherten stehen vor Ort Versichertenberater kostenlos bei Angelegenheiten rund um die gesetzliche Rentenversicherung zur Seite.

GewerkschafterInnen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?

Selbstverwaltung ist für mich das Mitwirken der GewerkschafterInnen bei der Erfüllung von Staatsaufgaben. Die ehrenamtlich tätigen Vertreterinnen und Vertreter der Versicherten (in den Krankenkassen, den Rentenversicherungen oder Arbeitslosenversicherung) kontrollieren und gestalten in eigener Verantwortung die generellen Angelegenheiten des Versicherten gegenüber dem Versicherungsträger.

ver.di sagt: GewerkschaftsvertreterInnen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?

Weil GewerkschafterInnen aus ihren beruflichen Erfahrungen heraus (ob als Betriebsrat oder Vertrauensmann) die Nöte, Wünsche und Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen sehr genau kennen, können die Anliegen qualifiziert in die Gremien weitergegeben werden. So kann auch die Beratung vor Ort zur Zufriedenheit der Betroffenen durchgeführt werden. Die Probleme, die in der konkreten Beschäftigung mit Einzelfällen offenbar werden, müssen im Umkehrschluss an die Gewerkschaften und den Gesetzgeber, also in den politischen Raum zurückgetragen werden. Ein Beispiel, das mir in meiner Arbeit aktuell oft begegnet, ist die Anrechnung der Mütterrente bei der Grundsicherung, die von vielen älteren Frauen als gesetzlich verankerte Ungerechtigkeit empfunden wird.

Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?

Erste Informationen transportieren sich durch Broschüren, die beim Betriebsrat oder an den Infoständen im Betrieb und in den Rathäusern ausliegen. Aber auch auf den Internetseiten der Rentenversicherungsträger kann man sich informieren und auf direktem Weg den Ansprechpartner vor Ort finden: http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Navigation/5_Services/01_kontakt_und_beratung/02_beratung/01_beratung_vor_ort/01_servicezentren_beratungsstellen_node.html

ver.di hat einen kleinen Cartoon-Film gemacht, um über die Aufgaben in der Sozialversicherung zu informieren. Welches Bild in unserem Viola-Clip gefällt Dir am besten?

Ich kann mich für kein Bild entscheiden, denn der Film ist rundum gelungen und für jeden verständlich.

Du bist als Versichertenberater bei der Deutschen Rentenversicherung Bund tätig. Seit wann hast Du diese Aufgabe und was war in dieser Zeit die spannendste Herausforderung?

Ich bin seit Juli 2012 Versichertenberater der DRV Bund. Die spannendsten Aufgaben waren die gesetzliche Umsetzung der Rente mit 63 und die „Mütterrente“. So viel Verunsicherung der Versicherten durch die Politik und die Medien habe ich selten erlebt. Begriffe wie „Versicherungszeiten“, „Beitragszeiten“, „ein Leben lang gearbeitet“ sind nur wenige Schlagworte, die die Versicherten nicht verstanden haben. Die Erläuterungen den Versicherten gegenüber in einer „leichten Sprache“, die auch verstanden wird, waren mehr als notwendig. Manche Frauen etwa hatten noch nie von einer „Mütterrente“ gehört, als ihnen der Rentenbescheid ins Haus flatterte. Diese Aufklärungsarbeit ist existenziell wichtig für die Versicherten.

Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den Tag der Selbstverwaltung 2016?

Eine starke paritätische Selbstverwaltung ist eine gute Vertretung der Versicherten!

[29.2.2016]