Jörg Zager

11.08.2015

Jörg Zager, Jahrgang 1962, ist nach der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten ein paar Jahre im Sozialamt tätig gewesen. In diese Zeit fiel auch sein erstes gewerkschaftliches Engagement, zunächst bei der ÖTV. Heute ist er für ver.di Vertrauensmann und Vorsitzender im Ortsverein Bremerhaven. Sein Sinn für Gerechtigkeit und für die Probleme der Menschen in schwierigen Lebenslagen hat sich, so sagt er selbst, während dieser Tätigkeit geschärft. Jörg Zager engagierte sich zunehmend auch betrieblich im Personalrat. Seit 1995 ist er Personalrat aktiv und seit 2004 Vorsitzender des Gesamtpersonalrats beim Magistrat der Stadt Bremerhaven. Sein Interesse an Arbeitsschutzfragen und sein Wissen in Belangen des Gesundheitsschutzes führte ihn 1999 in die Selbstverwaltung der Unfallkasse Freie Hansestadt Bremen. Dort sei er heute als Vorstandsvorsitzender für rund 7 Mrd. Menschen zuständig, scherzt Zager im Gespräch. Denn potenziell jeder Tourist könne ja auf bremischen Straßen in einen Unfall verwickelt werden. Spaß beiseite – betriebliches Gesundheitsmanagement ist für Zager eine Herzensangelegenheit. Manche Entscheidungen können nicht bloß nach Vorschrift getroffen werden, erklärt er im Interview. Er legt Wert darauf, dass sich hinter jedem Fall ein Schicksal verbirgt: Ihm können wir uns auf einer Gefühlsebene oft angemessener nähern als über den Gesetzeswortlaut.

Jörg Zager hat unseren Fragebogen beantwortet und berichtet anschaulich aus seiner Arbeit in der Selbstverwaltung der Unfallkasse der Freien Hansestadt Bremen:

 

Selbstverwaltung was ist das? Deine Antwort in 140 Zeichen.

a) Die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung der Präventionsarbeit in der Unfallkasse beteiligt zu sein.
b) Engagement für das betriebliche Gesundheitsmanagement unserer Mitgliedsunternehmen.

GewerkschafterInnen in der Selbstverwaltung vertreten die Interessen der Versicherten. Was heißt das konkret?

Durch die Nähe zum Betrieb und durch den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen können wir Themen der Prävention initiieren und Präventionsmaßnahmen voranbringen. Außerdem erreichen arbeitsschutzrechtliche Erkenntnisse die Betriebe über uns direkt. Ich bin auch überzeugt, dass mit gewerkschaftlichen Selbstverwaltern Themen auf die Tagesordnung der Arbeitsschutzausschüsse kommen, die dort sonst, aus unterschiedlichen Gründen, nicht angekommen wären.

In vielen Fällen können Kenntnisse der Betriebsabläufe in den Unternehmen etwa im Renten- bzw. Widerspruchsausschuss dazu beitragen, dass die Verwaltung gebeten wird, weitere Nachforschungen anzustellen. Die Ergebnisse können eine geänderte Entscheidung der Unfallkasse zur Folge haben.

ver.di sagt: GewerkschaftsvertreterInnen in der Selbstverwaltung sind die idealen Versichertenvertreter. Warum?

Weil wir über ein großes Netzwerk unterschiedlicher Akteure verfügen, auf das zurückgegriffen werden kann.
Weil wir unsere Ideen weitergeben können bzw. die Ideen anderer aufgreifen, ohne misstrauisch beäugt zu werden.
Weil wir nahe an den Versicherten sind – ob an der Arbeitsstelle oder auch in der Kindertagesstätte, Schule, Hochschule und Universität ...

Viele Versicherte sagen uns: Ich weiß gar nicht, was meine Selbstverwalter für mich machen. Wie und wo können sie von Deiner Arbeit erfahren?

Sie können mir eine E-Mail schicken: joerg.zager@magistrat.bremerhaven.de

ver.di hat einen kleinen Cartoon-Film gemacht, um über die Aufgaben in der Sozialversicherung zu informieren. Welches Bild in unserem Viola-Clip gefällt Dir am besten?

Das Bild, auf dem sich Arbeitgeber- und Versichertenvertreter gegenüberstehen – verbunden mit der Äußerung, dass beide Seiten in der Selbstverwaltung auf Augenhöhe verhandeln – gefällt mir am besten.

Du bist alternierender Vorstandsvorsitzender der Unfallkasse Freie Hansestadt Bremen. Seit wann hast Du diese Aufgabe und was war in dieser Zeit die spannendste Herausforderung?

Seit dem 1. Oktober 2008 habe ich diese Funktion inne. Als größte Herausforderung würde ich die Gestaltung der Haushalte der Jahre 2012 und 2013 bezeichnen. Wir hatten unsere Beiträge zehn Jahre nicht erhöht und sogar zwischenzeitlich gesenkt. Demgegenüber standen steigende Ausgaben – auf der Leistungsseite begründet unter anderem mit einem Anstieg von Unfällen, der Erhöhung der Mehrwertsteuer, der Kostensteigerung bei den Krankentransporten, stationären Aufenthalten und medizinischen Hilfsmitteln sowie Medikamenten. Arbeitgeberseitig sollte in der Prävention gespart werden, das wollte und konnte die Versichertenseite nicht mittragen. Letztendlich haben sich beide Seiten auf moderate Erhöhungen der Beiträge verständigt. Jetzt ist Licht am Ende des Tunnels erkennbar.

Seit 2011 veranstaltet ver.di alljährlich im Mai den Tag der Selbstverwaltung. Dein persönliches Motto für den Tag der Selbstverwaltung 2016?

Wir gestalten die Arbeit der Selbstverwaltung!

[29.2.2016]