09.09.24
Der 38. A+A Kongress ist die zentrale deutsche Gemeinschaftsveranstaltung für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit mit europäischer und internationaler Ausstrahlung, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi) organisiert wurde. Rund 3.000 Kongressbesucher*innen griffen Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz und die Folgen des Klimawandels auf. An der Eröffnungsveranstaltung nahm die zuständige Staatssekretärin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), Lilian Tschan, teil. Der Kongress präsentierte nationale und globale politische Vorstöße und Präventionsstrategien wie die "Vision Zero" (DGUV - Prävention - Vision Zero). Die Vision Zero ist die Vision einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen.
Am Eröffnungstag fand auch die Auftaktveranstaltung zur Politikwerkstatt „psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Ziel der Politikwerkstatt ist, Strategien für nachhaltige Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu erarbeiten. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird die menschengerechte Gestaltung der Arbeit mit einem gemeinsamen Handeln aller Präventionsakteur*innen immer wichtiger. Dabei wurde auf wichtige arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) BAuA - Schwerpunkt Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt - und Handlungsleitfäden des Arbeitsprogramm Psyche der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) hingewiesen, die in den Betrieben bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung von Maßnahmen gut genutzt werden können.
In einer Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen aus dem BMAS, dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der Kranken-, Renten- und Unfallversicherung, der Länder, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden wurde über die Wichtigkeit der Vernetzung aller beteiligten Akteur*innen diskutiert.
Die A+A 2023, die weltweit führende Messe für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, stand unter dem Leitmotiv „Impulse für eine bessere Arbeitswelt". Insgesamt 2.200 ausstellende Unternehmen aus 58 Nationen präsentierten in 12 Hallen ihre Produkte und Innovationen. Rund 62.000 Fachbesucher*innen aus 140 Ländern kamen nach Düsseldorf, um auf der Leitmesse Informationen zu den relevanten Themen rund um die Arbeitswelt zu erhalten. Auch Betriebs- und Personalräte und Versichertenvertreter*innen der Unfallversicherung waren vertreten.
Diesmal wurden zwei bedeutende Themen in den Mittelpunkt gerückt: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Im Bereich der Digitalisierung der Arbeitswelt wurden auf der Messe erstmalig Smart Wearables und PSA, Bestell-Apps für Gefahrenstoff-management, KI-basierte Gesundheitscoaches sowie Virtual Reality Anwendungen und Exoskelette vorgestellt. Dazu später mehr.
Auf der „WearRAcon Europe Konferenz“, die erstmalig auf der A+A 2023 stattfand, präsentierten und diskutierten Expert*innen aus Forschung und Entwicklung sowie Unternehmen über Innovationen und Trends im Bereich der Exoskelett-Technologie.
Das sind „künstliche, maschinelle vom menschlichen Körper getragene mechanische Strukturen. Sie werden auch als Roboteranzüge bezeichnet. In der Medizin sind Orthesen seit Langem im Einsatz. In diesem Bereich stellen Exoskelette eine zusätzliche Möglichkeit der Hilfsmittelversorgung dar, sie sind also hilfreiche Instrumente, mit denen Menschen mit Behinderungen in Alltags- und Berufssituationen bewältigen können.
Smart Wearables sind drahtlos betriebene Systeme, die Daten der Benutzer*innen direkt anzeigen oder über Funkprotokolle auf Smartphones, Tablet-PCs oder Personal Computer übertragen. Im Betrieb können sie die Beschäftigten bei ihrer Tätigkeit unterstützen und über ihre Gesundheit informieren, was positiv ist. Jedoch kann es genauso zur Erfassung und Kontrolle ihrer Produktivität herangezogen werden. Um dem missbräuchlichen Einsatz vorzubeugen, ist der Schutz der Beschäftigten beim Einsatz von Smart Wearables in den Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen zu regeln. Mehr dazu unter Einsatz von Wearables im Arbeitsschutz.
Zwar können Exoskelette eine Chance für den Arbeitsschutz und die Wiedereingliederung von Beschäftigten sein. Da die Langzeit-Wirksamkeit auf den Körper noch nicht wissenschaftlich festgestellt ist, sieht ver.di den Einsatz eher kritisch. Zwar entlastet es die Beschäftigten, jedoch ist noch nicht raus, was für Auswirkungen die regelmäßige Anwendung auf den gesamten Körper und die zu entspannende Muskulatur hat.
ver.di erkennt den Einsatz von Exoskeletten als persönliche Schutzausrüstung nicht an, da die arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse noch nicht abschließend vorliegen und die technologische Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Zu beachten ist auch, dass bevor der Einsatz von Exoskeletten erfolgt, vorher immer geprüft werden muss, ob die technischen Maßnahmen gemäß „(S)TOP-Prinzip“ des Arbeitsschutzgesetzes umgesetzt werden. Gleichzeitig besteht die Gefahr der Leistungsverdichtung. Arbeitgeber*innen können Exoskelette nutzen, damit die Beschäftigten noch schneller arbeiten. Dem drohenden Datenmissbrauch bei intelligenten Exoskeletten muss vorgebeugt werden. Deshalb empfehlen wir betroffenen Betriebsräten eine Pilotierungsvereinbarung über den Einsatz von Exoskeletten abzuschließen, bei der auch eine regelmäßige ärztliche Betreuung verbindlich ist und die Nutzung von persönlichen Daten der Beschäftigten durch die Arbeitgeber*innen untersagt wird. Mehr dazu unter Exoskelette: Exoskelette: Entlasten sie wirklich? – Arbeit & Gesundheit (dguv.de)
Die nächste A+A findet vom 04. bis 07. November 2025 statt.
[15.11.2023]
09.09.24
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