10.06.24
Die Beschäftigten der Deutschen Post AG hatten inflationsbedingt 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 12 Monaten gefordert, um die Jahre der Reallohnverluste wenigstens etwas auszugleichen. Auch viele Aktive der Migrationsausschüsse betonen, dass diese Forderung angesichts der gigantischen Profite, die sich im Unternehmen auftürmen, geradezu genügsam ist: Der Weltkonzern erwartet für 2022 einen unfassbaren Gewinn von 8,4 Milliarden Euro.
Die ver.di-Mitglieder bei der Deutschen Post AG hatten sich bei der Urabstimmung bis zum 8. März für die Ablehnung eines von der Arbeitgeberin vorgelegten Angebotes entschieden. In der Urabstimmung votierten 85,9 Prozent der Befragten dagegen und für einen unbefristeten Streik, damit wurde das Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen. Nachdem die Deutsche Post ver.di um die erneute Aufnahme der Tarifverhandlungen gebeten hatte, liegt nun ein neues Ergebnis vor.
Streiks führen zu verbessertem Ergebnis
Im Einzelnen sieht der Tarifvertrag, der eine Laufzeit von 24 Monaten bis 31. Dezember 2024 hat, folgende Regelungen vor: Die Tarifbeschäftigten sowie die Auszubildenden und dual Studierenden erhalten im April 2023 eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichssonderzahlung von 1.020 Euro (Teilzeitbeschäftigte anteilig); von Mai 2023 bis einschließlich März 2024 erhalten sie zudem eine monatliche steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichssonderzahlung in Höhe von 180 Euro (damit wurde diese Zahlung um 20 Prozent im Vergleich zum letzten Angebot der Arbeitgeberin erhöht). Ab April 2024 erhalten alle Vollzeitbeschäftigten eine tabellenwirksame Festbetragserhöhung von monatlich 340 Euro, das entspricht in den unteren drei Entgeltgruppen einer Erhöhung zwischen 16,1 und 11 Prozent.
Große Erwartungen bei migrantischen Beschäftigten
Romin Khan, ver.di-Referatsleiter für Migrationspolitik, sagt: »Die Erwartungen der Beschäftigten an die Tarifrunde waren groß. Gerade viele der migrantischen Beschäftigten sind in den untersten Lohngruppen angestellt und haben nur eine 27h-Woche. Zu wenig zum Leben, zum Sterben zu viel.«
Khan hat bei einer Betriebsversammlung der Nachtschicht im Paketzentrum Bremen im Januar mit vielen Kolleg*innen gesprochen und betont, welche besonderen Probleme vorliegen: „Ein großer Teil arbeitet seit Jahren befristet, kann aber selbst nichts an den dafür verantwortlichen gesetzlichen Regelungen ändern, weil ihnen das Wahlrecht fehlt. Bei der Nachtschicht in Bremen galt das für 90 Prozent der anwesenden Kolleg*innen.“
Wie groß die Bereitschaft ist, für die eigenen Rechte einzutreten, haben die massiven Streiks der letzten Wochen gezeigt. ver.di hatte für die Kolleg*innen sehr viele Materialien für die Tarifrunde in verschiedene Sprachen übersetzt (Material – ver.di). Das hat mit dazu beigetragen, dass sich viele (kürzlich) eingewanderte Beschäftigte an den Streiks beteiligt haben, Mitglied geworden sind und ein gerade für die unteren Lohngruppen starkes Ergebnis erzielt haben. Über die Annahme oder Ablehnung des Ergebnisses werden die ver.di-Mitglieder jetzt bis zum 30. März 2023 in einer Urabstimmung entscheiden.
(14.3.2023)
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