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Arbeitsmarkt „vergleichsweise“ gut

Arbeitsmarkt „vergleichsweise“ gut

Arbeitsmarkt-update Oktober 2023

Auf der allmonatlichen Pressekonferenz der Bundesagentur für Arbeit (BA) bewertete die Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles die Situation auf dem Arbeitsmarkt im Oktober 2023 zusammenfassend folgendermaßen: Seit gut einem Jahr tritt die deutsche Wirtschaft mehr oder weniger auf der Stelle. Nach so langer Zeit bleibt das nicht ohne sichtbare Folgen für den Arbeitsmarkt. Angesichts der Wirtschaftsdaten behauptet er sich aber vergleichsweise gut. 

Vorliegend ein Blick auf Zahlen und Prognosen: 

Die Unterbeschäftigung (Arbeitslosigkeit + Arbeitsmarktpolitik + kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) ist saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 26.000 gestiegen und lag im Oktober 2023 bei 3.441.000 Personen. Das waren 191.000 mehr als im Vorjahr. Dabei ist die Arbeitslosigkeit im Zuge der „Herbstbelebung“ auf 2.607.000 gesunken – mit 20.000 allerdings lediglich ein leichtes Minus. Saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 30.000 zugenommen. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosenzahl sogar um 165.000 höher. Die Arbeitslosenquote liegt im Oktober unverändert zu September bei 5,7 Prozent, was einer Erhöhung gegenüber dem Vorjahres-Oktober um 0,4 Prozentpunkte entspricht. 

Die Zahl der Erwerbstätigen (nach dem Inlandskonzept) ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im September 2023 saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat (leicht) um 3.000 gestiegen. Mit 46,19 Millionen Personen fiel sie im Vergleich zum Vorjahr erneut höher aus - um 297.000. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist von Juli auf August 2023 saisonbereinigt geringfügig um 3.000 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie im August nach Hochrechnungen der BA um 218.000 auf 34,79 Millionen Beschäftigte zugenommen, wobei der Anstieg allein auf Menschen aus dem Ausland beruht. 7,58 Millionen Personen hatten im August 2023 eine geringfügig entlohnte Beschäftigung (4,22 Millionen ausschließlich und 3,36 Millionen im Nebenjob), ein Plus von 220.000 gegenüber dem Vorjahresmonat. 

Auf der Nachfrageseite waren im Oktober 749.000 Stellen bei der BA gemeldet und damit 98.000 weniger als vor ein Jahr zuvor. Insgesamt gab es im dritten Quartal 2023 bundesweit 1,73 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal lag diese Zahl rund 15.000 oder knapp 1 Prozent niedriger; im Vorjahresvergleich fiel der Rückgang mit einem Minus von 98.000 oder rund 5 Prozent noch stärker aus. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). 

Für einen Blick nach vorne bietet sich das IAB-Arbeitsmarktbarometer an, das im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte gesunken ist. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fällt mit 99,5 Punkten weiter unter die neutrale Marke von 100 - mit Ausnahme der ersten Corona-Welle ein Rekordtiefstand. Der Leiter des zuständigen IAB-Forschungsbereiches Enzo Weber sagte dem Arbeitsmarkt einen „schwierigen Winter“ voraus. Die Barometerkomponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sank im Oktober deutlich in den negativen Bereich ab und steht inzwischen bei 96,4 Punkten. Demzufolge erwarten die AA, dass der Wirtschaftsabschwung die Arbeitslosigkeit weiter steigen lässt. Die Beschäftigungskomponente fiel im Oktober um 0,1 Punkte auf 102,6 Punkte – kleiner Rückgang, weiter positiv, aber: Im Vergleich zum Frühjahr deutlich gedämpft.  

Mit Blick auf das aktuelle Geschehen auf dem Ausbildungsmarkt, forderte Nahles in der Oktober-Pressekonferenz von den Beteiligten mehr Kompromissbereitschaft. Anders seien die größer werdenden „Passungsprobleme“ nicht in den Griff zu bekommen. Die reinen Zahlen (gemeldete Ausbildungsstellen, Zahl der bei der BA gemeldeten Bewerber*innen) bewegten sich auch Vorjahresniveau: 

Von Oktober 2022 bis September 2023 wurden den Agenturen für Arbeit (AA) und den Jobcentern (JC) insgesamt 545.000 Berufsausbildungsstellen gemeldet (529.000 davon betriebliche Ausbildungsstellen), was in etwa dem Wert des Vorjahres entspricht. Der überwiegende Teil sind betriebliche Ausbildungsstellen. Im gleichen Zeitraum nahmen 422.000 Bewerber*innen die Ausbildungsvermittlung in Anspruch. Damit ist der seit Jahren spürbare Rückgang der Bewerberzahlen in diesem Jahr zum Halten gekommen. Rechnerisch kamen auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen 80 gemeldete Bewerber*innen. 

Am Ende des Beratungsjahres (Ende September) waren noch 73.000 unbesetzte Ausbildungsstellen zu vermitteln – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von rund 5.000. 

Besonders schwer fiel die Besetzung von Ausbildungsstellen in Lebensmittelberufen, in der Orthopädie- und Rehatechnik, in Bau- und baunahen Berufen, in der Fahrzeugführung, in Metallberufen oder auch in Hotel- und Gaststättenberufen. 

Gleichzeitig waren 26.000 Bewerber*innen noch unversorgt (+ 4.000 gegenüber 2022). Damit blieben 6 Prozent der gemeldeten Bewerber*innen ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot. 

In ihrer Analyse der Situation am Ausbildungsmarkt kommt die BA zu der Erkenntnis, dass der Ausgleich am Ausbildungsmarkt sich seit Jahren durch „erhebliche regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Disparitäten“ erschwert. Die Tatsache, dass sich sowohl die Zahl der unversorgten Bewerber*innen als auch der unbesetzten Ausbildungsstellen erhöht haben, müsse als Hinweis gewertet werden, dass die Passungsprobleme zugenommen haben.

[15.11.2023]