08.10.24
Wieviel Geld habe ich in der Rente zur Verfügung? Was bekomme ich aus meiner gesetzlichen Rente, aus meiner Betriebsrente, vielleicht auch aus meinem privaten Rentenversicherungsvertrag? Fragen, auf die die Digitale Rentenübersicht eine einfache und verständliche Antwort geben soll. Doch das deutsche Alterssicherungssystem ist so komplex, dass es vielen schwerfällt, den Überblick über ihre individuellen Ansprüche zu behalten. Hier setzt die Digitale Rentenübersicht an – ein Online-Portal, das Ansprüche aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge an einem Ort zusammenführt. Dadurch wird die Planung und Kontrolle der eigenen Vorsorge deutlich erleichtert.
Seit dem Start der Plattform Mitte 2023 wurden bereits 1,9 Millionen Besucher*innen auf der öffentlichen Website verzeichnet. Über 165.000 Nutzer*innen haben sich registriert und ihre Vorsorgeansprüche eingesehen (Stand 06/24). Die Deutsche Rentenversicherung Bund, die die Rentenübersicht betreibt, hat nun einen ersten Evaluierungsbericht vorgelegt, der die Erfahrungen der Nutzer*innen und deren Wünsche für Verbesserungen dokumentiert.
Die Digitale Rentenübersicht wurde basierend auf dem 2021 verabschiedeten Rentenübersichtsgesetz entwickelt und befindet sich seit Mitte 2023 im Regelbetrieb. Bis Ende 2024 sollen alle Vorsorgeeinrichtungen an die Plattform angebunden sein; derzeit sind bereits über 311 Einrichtungen integriert. Die Plattform wird von der „Zentralen Stelle für die Digitale Rentenversicherung“ (ZfDR) unter dem Dach der Deutschen Rentenversicherung Bund betrieben. Dieses Projekt ist das Ergebnis der Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen in der Alterssicherung, darunter Vertreter*innen der Altersvorsorgesysteme, Verbraucherorganisationen und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie des Bundesministeriums der Finanzen (BMF).
Vor der Einführung der Digitalen Rentenübersicht erhielten Versicherte seit 2005 jährliche Mitteilungen über ihre Ansprüche in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV).
Bisher wurden diese Renteninformationen zum Stand der Altersversorgungs-Ansprüche von jedem Anbieter postalisch bereitgestellt. Die Digitale Rentenübersicht bündelt nun diese Daten zentral und digital. Informationen, die die gesetzlichen Rentenversicherungsträger und die betrieblichen und privaten Anbieter*innen ihren Versicherten und Kund*innen getrennt und oft nicht unbedingt übersichtlich zur Verfügung stellen.
Mit dem Slogan „Gute Altersvorsorge beginnt hier“ lädt die Plattform alle Bürger*innen ein, sich frühzeitig mit ihrer Altersvorsorge zu beschäftigen. Ziel ist es, eine möglichst vollständige Übersicht über alle Ansprüche zu bieten. Die Digitale Rentenübersicht vereint die Werte aus den jährlichen Renten- und Standmitteilungen der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Anbieter an einem Ort, sodass die Nutzer*innen jederzeit eine vollständige Übersicht über ihre Vorsorgeansprüche haben. Sie entstand aus dem Bedürfnis, Bürger*innen eine transparente und vergleichbare Basis für ihre Altersvorsorgeentscheidungen zu bieten – wie Dr. Stephan Fasshauer, Direktor der Deutschen Rentenversicherung Bund, sagte: „sehen, verstehen, handeln“.
Um die Digitale Rentenübersicht zu nutzen, müssen sich Bürger*innen mit ihrem elektronischen Personalausweis (oder der eID-Karte für EU- und EWR-Bürger*innen) authentifizieren und ihre steuerliche Identifikationsnummer angeben. Nach der Anmeldung erhalten sie einen Überblick über ihre Rentenansprüche aus den drei Säulen. Diese Daten können in einem persönlichen Konto gespeichert und für Beratungsgespräche exportiert werden. Die Nutzung selbst ist kostenlos.
Von Anfang an wurde die Digitale Rentenübersicht kontinuierlich evaluiert, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Nutzer*innen entspricht. Der erste Evaluationsbericht zeigt nun, dass die Nutzer*innen das Portal insgesamt positiv bewerten: Die bereitgestellten Informationen werden als verständlich und das Portal selbst als vertrauenswürdig wahrgenommen. Viele Nutzer*innen gaben an, dass sich ihr Kenntnisstand über ihre Altersvorsorge durch das Portal verbessert habe.
Gleichzeitig wurden auch Bereiche identifiziert, die noch verbessert werden könnten, wie etwa die Vereinfachung des Anmeldeprozesses und die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit durch zusätzliche Erklärvideos und die deutliche Platzierung eines staatlichen Logos, um das Vertrauen in die Plattform zu stärken. Auf Grundlage des Nutzerfeedbacks wurden bereits erste Anpassungen vorgenommen, darunter die Bereitstellung zusätzlicher Erklärvideos. In den kommenden Monaten wird neben der Weiterentwicklung des Portals auch die Steigerung seines Bekanntheitsgrades im Fokus stehen.
Andere europäische Länder wie die Niederlanden, Schweden oder Dänemark haben bereits ähnliche Portale erfolgreich etabliert. Diese Plattformen zeichnen sich durch hohe Benutzerfreundlichkeit und eine umfassende Abdeckung aller relevanten Vorsorgeanbieter aus. Der Erfolg dieser Systeme zeigt, dass eine einfache Bedienbarkeit und die Integration aller Vorsorgedaten entscheidend für die Akzeptanz solcher Plattformen sind. Diese Erkenntnis ist auch für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Digitalen Rentenübersicht in Deutschland von zentraler Bedeutung.
Die Digitale Rentenübersicht ist ein bedeutender Schritt in Richtung mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der Altersversorgungsinformation. Sie bietet Bürger*innen eine verlässliche und verständliche Informationsgrundlage, die ihnen hilft, fundierte Entscheidungen über ihre Altersversorgung zu treffen. Die fortlaufende Evaluation und Anpassung des Portals an die Bedürfnisse der Nutzer*innen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg. Gleichzeitig müssen auch die Bedürfnisse weniger technikaffiner Bürger*innen und Menschen ohne regelmäßigen Internetzugang berücksichtigt werden. Um sicherzustellen, dass alle Bevölkerungsgruppen Zugang zu den Informationen haben, müssen alternative Zugangswege wie telefonische Beratung oder persönliche Beratungsstellen erhalten bleiben.
Insgesamt zeigt die Digitale Rentenübersicht, wie Digitalisierung dazu beitragen kann, komplexe Systeme transparenter und zugänglicher zu gestalten. Sie ist ein bedeutender Fortschritt auf dem Weg zu einer zukunftssicheren Altersversorgung in Deutschland.
[Maria Öchsner]
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