18.09.24
Die Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, prägt auch die Arbeitswelt. Mehr als zwölf Millionen Menschen mit Migrationshintergrund sind erwerbstätig.
Mit dem demographischen Wandel wird dieser Trend weiter zunehmen. Denn fast ein Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird in den kommenden zehn Jahren den Arbeitsmarkt altersbedingt verlassen. Gleichzeitig wächst der Anteil von eingewanderten Kolleginnen und Kollegen ungebrochen. Unter den 34,7 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland besaßen 5,1 Mio. oder 14,7 Prozent Ende des Jahres 2022 nicht die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die Bedeutung der Einwanderung für den Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Entwicklung ist enorm. Ohne Migration funktioniert die Gesellschaft nicht – so viel ist sicher.
Arbeit kann Zugehörigkeit fördern, wenn Menschen selbst für sich sorgen können und darüber soziale Kontakte entstehen, und Respekt erfahren wird; wenn ein stabiler Arbeitsplatz und ein ausreichendes Einkommen wirtschaftliche Sicherheit bieten und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Umgekehrt ist sie auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt aller Menschen wichtig.
Vor diesem Hintergrund des sich verändernden Arbeitsmarktes hat der DGB mit dem Index für Gute Arbeit erstmals repräsentativ untersucht, wie die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten mit Migrationshintergrund gestaltet sind. Grundlage des Indexes ist eine repräsentative Beschäftigtenbefragung, die bundesweit prekäre Beschäftigungsmerkmale bei Arbeitnehmer*innen mit und ohne Migrationshintergrund vergleicht.
Die Ergebnisse des Index weisen auf einen großen Handlungsbedarf hin: Menschen mit Migrationsgeschichte sind häufiger in Helfer*innen- und Anlerntätigkeiten, befristeten Arbeitsverhältnissen und zu geringeren Einkommen tätig.
Die Studie zeigt konkret auf, dass ein Drittel der migrantischen Beschäftigten in sogenannter „Einfacharbeit“ beschäftigt sind, also Helfer*innentätigkeiten verrichten. Diese Tätigkeiten sind besonders von stärkeren körperlichen Anforderungen und Einkommen im Niedriglohnbereich geprägt. Auch bei Schichtarbeit und Leiharbeit gibt es große Auffälligkeiten.
Knapp jede*r vierte Beschäftigte mit Migrationshintergrund sorgt sich laut der DGB-Studie um die eigene berufliche Zukunft, das sind fast doppelt so hohe Werte wie diejenigen der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund. Der Anteil an Befristungen war bei Beschäftigten mit Migrationsgeschichte mit 17 Prozent mehr als dreimal so hoch wie bei der Vergleichsgruppe.
Besonders alarmierend sind die Ergebnisse hinsichtlich der Frage, was Betriebe und Beschäftigte tun können, um ihre Situation zu verbessern: Knapp die Hälfte der Beschäftigten mit Migrationshintergrund verfügt über keine oder nur geringfügige betriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten.
Romin Khan, Referatsleiter für Migrationspolitik in der ver.di-Bundesverwaltung, erklärt zu den Ergebnissen der Studie: „Die Daten sind eine wichtige Grundlage, um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen migrantischer Kolleginnen und Kollegen gezielt anzugehen. Sie zeigen deutlich, dass nicht jede Tätigkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe beiträgt. Ganz im Gegenteil: Prekäre Beschäftigung, Arbeit im Niedriglohnsektor und eine gesellschaftliche Geringschätzung der verrichteten Arbeit fördern Ausgrenzung, Abhängigkeiten und Stigmatisierung.“
Die zentralen Ergebnisse im Überblick:
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09.04.24