09.12.24
Beschäftigte mit Migrationsgeschichte sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt in unterschiedlicher Weise benachteiligt. Um eingewanderten Kolleg*innen bessere Chancen zu ermöglichen und zukünftige Fachkräfte anzuwerben, ist eine Arbeitsförderung für alle, vor allem mit einem stärkeren Fokus auf die Fähigkeiten hilfreich, die in einer digitalen Arbeitswelt gebraucht werden. Eine aktive Arbeitsmarktpolitik für Personen mit nichtdeutschen Staatsangehörigkeiten stand jedoch jahrelang nicht im Fokus der Bemühungen.
Jetzt zeigt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung, zur Aktivierung und zur beruflichen Eingliederung bei einem Träger oder einem Arbeitgebenden verbessern die Beschäftigungsquote der Teilnehmenden – unabhängig von deren Staatsangehörigkeit. Die Arbeitswissenschaftler*innen des IABs haben genauer in den Blick genommen, warum Arbeitslose in der Grundsicherung ohne deutsche Staatsangehörigkeit rund doppelt so oft Leistungen beziehen wie diejenigen, die einen deutschen Pass besitzen. Und warum sie zudem eine geringere Chance haben, den Leistungsbezug zu verlassen bzw. ein höheres Risiko tragen, erneut auf Leistungen angewiesen zu sein.
Neben Sprachbarrieren, prekären und instabilen Beschäftigungsverhältnissen und nicht anerkannten beruflichen Qualifikationen liegen die Gründe für die Nachteile auf dem Arbeitsmarkt auch im fehlenden Zugang der Erwerbslosen in der Grundsicherung zu einer aktiven Arbeitsmarktpolitik. Hier könnte die Bundesagentur gezielt ansetzen und besonders die Potenziale nutzen, die bisher brachliegen.
Eine unveröffentlichte Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) macht auf ein weiteres Problem von Menschen mit Migrationsgeschichte aufmerksam: Sie zeigt, dass deutsche Arbeitnehmer*innen pro Stunde 13 Prozent mehr Lohn verdienen als migrantische Beschäftigte. Das Lohngefälle zuungunsten migrantischer Arbeitnehmer*innen habe sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung. Auch hier sind die Gründe vielfältig. Diskriminierungen und Sprachbarrieren könnten ausschlaggebend sein.
Der RWI-Forscher Eduard Storm hält allerdings die Branche und die Art der Tätigkeit für ausschlaggebend für die Lohnungleichheit. Beschäftigte mit Migrationsgeschichte arbeiten unabhängig von der Qualifikation häufiger in „manuellen Jobs“, also in der Logistikbranche, in der Pflege, im Service oder auf dem Bau. Diese manuellen Tätigkeiten sind gerade im Vergleich mit den Jobs, die mit dem technologischen Wandel entstanden sind, schlechter bezahlt. Und sie werden häufiger von Subunternehmen vergeben oder in Leiharbeit verrichtet – Beschäftigungsverhältnisse, die Lohndumping begünstigen. Die unterschiedliche Spezialisierung erklärt laut Eduard Storm bis zu einem Drittel des Lohngefälles zwischen migrantischen Erwerbstätigen und Deutschen. Jobs, in denen Routinen und manuelle Tätigkeiten dominieren, werden schlechter vergütet, während interaktive Jobs, bei denen Kommunikation und Marketing im Vordergrund stehen, immer besser bezahlt werden.
Gerade für viele Migrant*innen ist es wichtig, dass diese Berufe aufgewertet und besser bezahlt werden. Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „Ohne sie geht nichts mehr“ zeigt ihre Bedeutung in den Fachkraftberufen.
Darin analysieren die Autor*innen auf Basis aktueller Zahlen der Bundesagentur für Arbeit wie flächendeckend präsent Migrant*innen und zunehmend auch Geflüchtete auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind.
Bei den Berufskraftfahrer*innen beispielsweise machen Migrant*innen im Jahr 2020 deutschlandweit einen Anteil von mehr als 23 Prozent aus. Noch deutlicher wird der Beitrag von Fachkräften mit Migrationsgeschichte bei einer regionalen Betrachtung.
Studienfokus: Fachkraft- und Engpassberufe
Die Studie nimmt auch die sogenannten Engpassberufe in den Fokus, bei denen rein rechnerisch nicht alle Stellen besetzt werden können. Deutlich wird dabei, dass in fast allen Bundesländern die Quote der Ausbildungsanfänger*innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit bzw. mit Fluchthintergrund in den besonders nachgefragten Berufen höher ist als die der Deutschen. Die Tendenz ist also eindeutig positiv. Immer mehr Geflüchtete kommen erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt an – und das auch als Fachkräfte.
Damit dieser Trend anhält, empfehlen die Autor*innen folgende Maßnahmen:
[7.2.2022]
09.12.24
18.09.24
09.09.24
10.06.24
14.05.24
14.05.24