Aktuelle Lage am Arbeitsmarkt

Arbeitsmarkt aktuell
19.02.2024

Am 31. Januar wurden auf der Pressekonferenz der Bundesagentur für Arbeit (BA) die neuen Daten zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt veröffentlicht. Die Vorstandsvorsitzende der BA, Andrea Nahles, zog folgende Schlussfolgerung: 

Der alljährliche Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel fällt in diesem Jahr geringer aus. Auch die Beschäftigung und Arbeitskräftenachfrage zeigen sich konstant, sodass sich der Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche stabil zeigt.“ 

Eine ähnliche Bilanz zieht der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil (SPD):

„Die aktuellen Zahlen zeigen im Januar einen stabilen Arbeitsmarkt – trotz schwierigem wirtschaftlichem Umfeld. Die Zunahme [bei der Zahl der Arbeitslosen] im Vergleich zum Dezember ist aufgrund der Winterpause üblich und im Vergleich zu den Vorjahren moderat.“ 

Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit: erneut ein Anstieg

Das Jahr beginnt mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Dieser lässt sich teilweise durch den üblichen jährlichen Anstieg erklären, ist allerdings auch Folge der schwachen Konjunktur. Dennoch verzeichnete die BA im Vergleich zu den Vorjahren einen moderaten Anstieg sowohl bei der Arbeitslosigkeit als auch bei der Unterbeschäftigung. In die Kategorie „Unterbeschäftigung“ werden Personen einbezogen, die sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen befinden oder als „arbeitsunfähig“ gelten. Im Januar befanden sich 3.609.000 Personen in einer Unterbeschäftigung. Das entspricht einer Steigerung um 156.000 Menschen. Oder prozentual ausgedrückt, sie ist im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozentpunkte gestiegen. 

Laut der BA ist die Arbeitslosigkeit im Januar um 169.000 auf 2.805.000 gestiegen. Das bedeutet im Vergleich zum Vormonat eine Zunahme von 0,4 Prozent. Somit beläuft sich die aktuelle Arbeitslosenquote auf 6,1 Prozent. 

Wirtschaftliche Lage

Um die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt einordnen zu können, müssen sowohl nationale als auch internationale wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden. Im Jahr 2023 ist das Bruttoinlandsprodukt preis- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent gesunken. Dies kann größtenteils auf die hohe Inflation, gestiegene Zinsen und die schwache Weltkonjunktur zurückgeführt werden. Eine direkte Folge dieser Rezession ist die Zurückhaltung im Konsumverhalten sowie ein Rückgang in der Industrieproduktion. Die aktuelle wirtschaftliche Lage sowohl national als auch international wirkt sich direkt auf den deutschen Arbeitsmarkt aus. 

Erwerbstätigkeit

Die Angaben des Statistischen Bundesamtes konkretisieren, dass die Anzahl der Erwerbstätigen nach dem Inlandskonzept im Dezember 2023 saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 24.000 gestiegen ist. Die Statistik der nicht saisonbereinigten Erwerbstätigkeit lag im Dezember somit bei 46,09 Millionen. Demnach ist es eine Erhöhung, die im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent gestiegen ist. 

Der Zuwachs der Erwerbstätigen (im Vergleich mit dem Vorjahr errechnet) wird hauptsächlich durch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung getragen. Außerdem ist ein höherer Anteil des Beschäftigungsverhältnisses auf den Bereich der Teilzeitarbeit zurückzuführen. Es lässt sich eine Erhöhung im November 2023 im Vergleich zum Vorjahreswert um 128.000 (+1,2 Prozent) errechnen. Daraus resultiert, dass . Menschen in einer Teilzeitbeschäftigung arbeiten. Konkret arbeiten 3 von 10 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bereich der Teilzeit! 

Gemeldete Arbeitsstellen/Nachfrage nach Arbeitskräften

Die BA berichtete, dass der nicht saisonbereinigte Bestand im Januar bei 699.000 Arbeitsstellen liegt, was einem Rückgang von 66.000 Menschen oder 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Demzufolge lag der jahresdurchschnittliche Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen im letzten Jahr bei 761.000 Personen. 

Der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil (SPD) zeigte sich erfreut, dass die Zahl der offenen Stellen mit knapp 700.000 „auf einem hohen Niveau liegt und Unternehmen und Betriebe weiterhin Personal suchen.“ Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Ausgangswert der gemeldeten Arbeitsstellen im Laufe des Jahres fortentwickelt. 

Die Lage von Auszubildenden

Im Zeitraum von Oktober 2023 bis Januar 2024 waren 64.000 Personen als Ausbildungssuchende gemeldet. Dies entspricht einer Zunahme von ca. 1.000 Personen im Vergleich zum letzten Jahr. Ebenfalls wurden 85.000 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, das sind ca. 4000 Menschen mehr als im Vorjahr. Im Januar waren 28.000 Bewerberinnen und Bewerber ohne Beschäftigungsverhältnis, während weitere 18.000 sich trotz vorhandener Alternativen für einen anderen Weg entschieden haben. Gleichzeitig blieben 18.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. 

„Mangelt es an passenden Ausbildungsplätzen, weicht verständlicherweise ein wachsender Teil der Bewerber auf Ersatzlösungen aus. Eindeutige Zuordnungen und qualifizierte Differenzierungen nach den Ursachen für den alternativen Verbleib sind mit statistischen Mitteln nicht möglich.“, so die BA in ihrem aktuellen Bericht. 

Darüber hinaus identifiziert die BA die infrastrukturellen Gegebenheiten und besonders die schlechten Verkehrsbedingungen als ein Problemfeld, warum Ausbildungsplätze nicht angetreten oder wahrgenommen werden. 

Dazu ein kurzer Exkurs: Die umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie nach dem Konzept des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wäre eine effektive Maßnahme, um der oben beschriebenen eingeschränkten Mobilität entgegenzuwirken. Der DGB sieht in seiner einschlägigen Positionierung sogar den Bau bzw. die Bereitstellung von Wohnheimen für Auszubildende vor, um unbesetzte Ausbildungsplätze aufgrund der Mobilität zu begrenzen. 

Arbeitsmarktpolitische Instrumente

Im Januar nahmen 137.000 Menschen an aktiven arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Betroffenen zu aktivieren und in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Im Vergleich zum Vorjahresmonat nahmen 13.000 Menschen weniger an solchen Maßnahmen teil, was einem Rückgang von 9 Prozent entspricht. Im letzten Jahresdurchschnitt befanden sich (hochgerechnet) 698.000 Personen in geförderten Maßnahmen. 

Wie wird sich der Arbeitsmarkt in den kommenden drei Monate entwickeln?  Eine Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Inwiefern sich der Arbeitsmarkt entwickeln wird, ist einigermaßen schwer vorhersehbar, da Ereignisse wie Krieg, Inflation und (wie wir jetzt wissen) Pandemien die Entwicklung des Arbeitsmarktes maßgeblich beeinflussen können. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung publiziert den „IAB-Arbeitsmarkbarometer“. Die damit einhergehenden Ergebnisse basieren auf den monatlichen Umfragen der Bundesagentur für Arbeit. Die Prognosen für die kommenden drei Monate sehen wie folgt aus:

 
Grafik

Aktuell prognostiziert der Barometer für die kommenden drei Monate eine (eher) neutrale Entwicklung. Enzo Weber, Leiter des zuständigen Forschungsbereichs, fasst die Prognosen für die nächsten Monate wie folgt zusammen: 

„Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Beschäftigungsentwicklung nach einer Flaute wieder etwas anzieht (…) Die Jobchancen von Arbeitslosen müssen wieder gesteigert werden, sonst droht weitere Verfestigung.“

[Murat Kara, Praktikant]